Nachrichten aus Kleinosterhasien

(wieder ein Erfolg der Easter Bunny Consulting Ltd.)

schadhaftes Osterei - © Allfred Rhomberg

 

 

Ostern ist bald vorüber, in manchen Supermärkten wurden bereits lange vor dem Fest Ostereier verkauft. Nicht so in Kleinosterhasien, der Ort liegt zwar nur etwa 25 Kilometer von Osterhasien entfernt, ist jedoch 250 mal verschlafener und befindet sich damit am Rande der ökonomischen Osterwelt. Bis vor kurzem gab es keine moderne Osterhasenstruktur, weil sich Beraterfirmen lange Zeit schwer taten, den Bürgermeister und den Gemeinderat von Kleinosterhasien davon zu überzeugen, dass Handlungsbedarf vorlag. Schließlich gelang es der Easter Bunny Consulting Ltd. erste Gespräche mit dem Bürgermeister von Kleinosterhasien zu führen, wobei letztlich der Firmenleitspruch „SANTA IS NOT THE EASTER BUNNY“ den Ausschlag zu einem erfolgreichen Vertragsabschluss gab – irgendwie leuchtete es dem Gemeinderat ein, dass der Nikolaus mit dem Osterhasen wenig Gemeinsamkeiten aufweist und es kam sofort zu tiefgreifenden Veränderungen in Kleinosterhasien.

 

Die erste Maßnahme war, die Hühner von Kleinosterhasien zu überzeugen, ihre Eier rechtzeitig vor dem Osterfest zur Verfügung zu stellen, damit die OsterhasenfärberInnen wenige Tage vor Ostern ihre Arbeit beginnen konnten. Als zweiter Schritt wurden die HandwerkerInnen angehalten, alle für ihre Arbeit erforderlichen Produktionsmittel (insbesondere Bio-Farben – einschließlich Angabe von Allergenen) rechtzeitig zu bestellen, damit diese zur Zeit der Anlieferung von Roh-Ostereiern bereits vorrätig waren.

 

Die Auslieferung der gefärbten Ostereier an die Häsinnen und Hasen musste so organisiert werden, dass die gefärbten Ostereier nicht - wie in der Vergangenheit - erst ca. 2 bis 3 Wochen nach Ostern (oder später) den Hasen zur Verteilung an ihre Zielgruppen zur Verfügung standen.

 

(Anm: die beauftragte Consulting Ltd. hatte nicht von ungefähr den oben zitierten Leitspruch gewählt – sie hatte nämlich bei der Firmengründung Erfahrungen mit Kunden gemacht, bei denen die Ostereier erst am 6. Dezember zum Nikolaustag zur Verfügung standen).

 

Eine wesentliche Schwachstelle war auch die Ostereierqualitätskontrolle (OEQK). Früher hatte man das Ablaufdatum der Eier einfach um 2 Monate verlängert, was jedoch die Eier nicht frischer machte – so geht das natürlich nicht! Auch die Zahl beschädigter Eier war viel zu hoch, ständig mussten Garantieansprüche geprüft und beschädigte Eier ausgetauscht werden – ein organisierter Ostereier-Reparaturdienst fehlte völlig.

 

Inzwischen verfügt Kleinosterhasien über eine der modernsten Osterhasenstrukturen der Welt mit den Kernpunkten:

 

►  Eine auf die Verhältnisse von Kleinosterhasien abgestimmte Netzplantechnik

►  Überzeugung und Motivation aller am Ostereierprocessing beteiligten MitarbeiterInnen

►  Prozess- und Qualitätskontrolle

►  Marketing: „Bio-Ostereier aus Kleinosterhasien – jedes Huhn namentlich bekannt“. 

►  Zeitgerechter Zulieferungsdienst durch ausgebildete Diplom-Osterhasen/ Häsinnen

 

Und dann kam das, was in allen funktionierenden Produktionssystemen den ManagerInnen das Leben zur Hölle macht:

 

►  Es wurde eine Gewerkschaft gegründet, deren einzige Funktion darin bestand, all das bisher geleistete durch zwei Forderungen in Frage zu stellen:

 

►  Erhöhung der Löhne aller am Gesamtprozess beteiligten Personen, Hasen und Häsinnen und die Bestreikung aller Transporte von Ausgangsmaterialien und Endprodukten

 

Zudem war es dieses Jahr auch noch nicht gelungen, die „Nachrichten aus Kleinosterhasien“ rechtzeitig zu drucken und zu versenden – wen interessieren solche Nachrichten am 5./6. Dezember? Ist es da ein Wunder, dass die Kinder zum Nikolaustag auch gefärbte Ostereier geschenkt bekamen?

 

Die obengenannte Consultingagentur „Easter Bunny Consulting Ltd.“ ist bekannt dafür,  Fehlschläge in Erfolgsmodelle zu verwandeln, daher sind Ostereier aus Kleinosterhasien inzwischen unverzichtbare Geschenke zum Valentinstag, Weltfrauentag, Vatertag, Muttertag, zu Halloween und natürlich zum seit 2007 eingeführten „Datenschutztag“ (am 28. Januar) geworden.   

 

Kommentar einer älteren Südtiroler Osterhäsin:

 

“Alleweil’ des nuiche Zuigs!”

 

 

(1.4.2015, neue Version v. 2013)

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