Über das Spiel

 
Spiel mit Formen I - © Alfred Rhomberg

 

Zugegeben - mein ganzes Leben bestand und besteht aus Spiel – allerdings bin ich homo ludens und homo faber(1) zugleich, wobei ich mich hinsichtlich des "homo faber" eher im anthopologischen Sinne und weniger im Sinne des Romanhelden Walter Faber in Max Frisch's Roman "Homo Faber", verstehe. Lassen sich diese Begriffe überhaupt völlig trennen?

 

Der "homo ludens" allein kann nicht viel bewirken – er befriedigt die dem Menschen offenbar angeborene Freude (oder den Trieb?) am Spiel. Zitat: Schon Aristoteles und Platon fanden, daß das Spiel der Erholung von geistiger Anstrengung dient und somit der Arbeit zuträglich ist“ (2).

 

Das Spiel ist sowohl Voraussetzung für das Kind, als auch für Erwachsene, die dem Individuum vorgegebene Umgebung zu erforschen und zu erkennen. Geisteswissenschaften wie die Philosophie (die Mathematik eingeschlossen) leben vom „Spiel“ – leider besteht in der Philosophie grundsätzlich auch die Gefahr, dieses Spiel „überzustrapazieren“. Das Gleiche gilt für alle diejenigen, die sich einbilden „Gott“ spielen zu müssen, d.h. die eine in allen Wissenschaften gebotene Demut vermissen lassen.

 

Offenbar war mir - nach Erzählungen meiner Eltern, ein stark ausgeprägter Spieltrieb bereits in die Wiege gelegt und es war daher nicht verwunderlich, dass ich mich später zum Studium der Chemie entschloss. Die Chemie, so abstrakt und abstoßend sie vielen SchülerInnen vorkommen mag, ist ohne den experimentellen „Spieltrieb“, sich chemische Strukturformeln auszudenken und dann zu versuchen, diese im Laborexperiment in chemische Substanzen zu verwandeln, nicht denkbar. Allerdings wird gerade bei dieser Laborarbeit die Schwelle vom homo ludens zum homo faber eindeutig überschritten.

 

Anm.: Dieser Schritt vom homo ludens zum homo faber gilt besonders für Naturwissenschaften wie Physik oder Chemie und im Prinzip sowohl für jede akademische als auch die industrielle Forschung – einziger Unterschied: für die Tätigkeit als „homo ludens“ wird ein Industriechemiker nicht bezahlt, hier muss auch die Fähigkeit des homo faber und das für diesen unbedingt erforderliche Glück vorhanden sein. 

 

Es ist daher nicht verwunderlich, wenn das oben zitierte Zitat (1) zu Aristoteles und Platon seinen Tribut fordert und viele Naturwissenschaftler (wie auch der Autor des Beitrags) sich daher als Ausgleich mit künstlerischen Tätigkeiten beschäftigen, in denen das „Spiel“ wieder voll ausgelebt werden kann. Dabei ist es ziemlich gleichgültig, welche Art von Kunst als Ausgleich dient – Musik und bildende Künste sind hierfür ebenso geeignet, wie einige nicht vom sportlichen Ehrgeiz geprägte Sportarten, idealerweise also Wandern und ganz besonders das "Bergwandern“, weil hier der unruhige Geist des homo faber am besten zu kontemplativem Nachdenken in einer schönen Umgebung geradezu herausgefordert wird. 

 

"Eine kontemplative Haltung ist von Ruhe und sanfter Aufmerksamkeit bestimmt. Somit ähnelt sie der buddhistischen Einsichtsmeditation Vipassana“. (Wikipediazitat)

 

P.S. Das oben voran gestellte Bild des Autors entstand aus dem Spiel mit Wäscheklammern, die gescannt und nach vielen „Spielversuchen“ mit dem Computer zu einem Bildtyp „einfacher Formen“, siehe a. „Igler Experimente“ (3) geführt haben.

 

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(In einem früheren Beitrag dieses Magazins "Komm' spiel mit mir..." werden u.a. die Vor- und Nachteile des Spiels in vielen Formen des täglichen Lebens etwas umfassender analysiert).

 

(20.1.2016)

 

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  1. Der Begriff Homo ludens, zur Kennzeichnung des Spiels als Grundkategorie menschlichen Verhaltens, ist in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts vor allem durch den Titel des gleichnamigen Buches von Johan Huizinga (1938/39) bekannt geworden (Wikipedia-Zitat)
  2. http://www.spielunterricht.de/siu03.htm

    3.  http://www.igler-experimente.at/zur%C3%BCck-zu-einfachen-formen/spiel-mit-formen-i/

 

 

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