Der mir zugewiesene Raum

 

Der mir zugewiesene Raum - © grafische. Composition Alfred Rhomberg

 

Ich befinde mich in dem Raum, der mir von einer nicht näher bekannten Instanz zugewiesen wurde.

Obwohl es kein Gefängnis ist, würde ich diesen Raum gelegentlich gerne verlassen – ja, mich sogar  räumlich völlig verändern wollen - nur wohin? Ich müsste vermutlich auch erst Kontakt mit jener mir nicht bekannten Instanz aufnehmen, die mir diesen Raum zugewiesen hatte.

 

Zunächst versuchte ich es mit der Erforschung des Raumes, den ich im Grunde noch gar nicht genau kannte und vorerst nur wusste, dass ich Teil dieses Raumes war. Nach und nach stellte ich fest, dass der Raum wesentlich vielschichtiger und komplizierter war, als ich dies biher angenommen hatte. Allerdings fehlte mir jede Vergleichsmöglichkeit mit anderen Räumen, wusste ich doch nicht einmal, ob es außerhalb meines Raumes überhaupt noch andere Räume gab. Täglich entdeckte ich neue Einzelheiten, die mir früher nie aufgefallen waren, u.a. dass es manchmal dunkel und manchmal hell war - Dinge die man gewohnt ist, nimmt man eben oft gar nicht mehr wahr. Oder ich befand mich beim Herumirren in meinem Raum plötzlich in einem Wald und gleich danach auf einer Blumenwiese, oder es wuchsen Kathedralen aus dem Boden – kurz: ich entdeckte Wunder, die mich förmlich dazu zwangen, nachzudenken bzw. zu „philosophieren“. Die Philosophie ist bekanntlich die Königin aller Wissenschaften und führt daher zu ständig neuen Erkenntnissen. Leider auch zu der Erkenntnis, dass es außer mir noch unzählige andere mir vergleichbare Wesen gibt, die sich – im Gegensatz zu mir – entweder selbst, meist aber untereinander hassen und bekämpfen, was zu Kriegen, Frieden, neuen Kriegen und dazwischen immer wieder zu „Menschenrechtskonventionen“ führt, und dass sich ein kleiner Teil dieser Wesen offenbar gleichfalls mit der Königin aller Wissenschaften, also der Philosophie, beschäftigt, wobei die herausragende Gemeinsamkeit der Philosophen ist, sich ebenfalls zu bekriegen oder zumindest unterschiedlicher Meinung zu sein. Von der Philosophie zur Theologie ist es nicht weit - doch auch die Theologen bekriegen sich, weil sie offenbar unterschiedlicher Meinung über jene mir unbekannte Instanz sind, die mir diesen Raum zugewiesen hat. Dabei gäbe es ein mir sinnvolles erscheinendes Zitat von John Ruskin:

 

„Es gibt viele Religionen, aber nur eine Moral“  (Anm.: in diesem Punkt sind Theologen nicht immer der gleichen Meinung wie Philosophen).

 

Aufmerksame Leserinnen und Leser werden längst bemerkt haben, dass es sich bei dem mir zugewiesenen Raum um unsere Welt und bezüglich der oben zitierten Instanz vermutlich um „Gott“ (oder eine Göttin?) handelt, jedenfalls um eine Instanz handelt, von der Albert Einstein sagte:

 

„Falls Gott die Welt geschaffen hat, war seine Hauptsorge sicher nicht, sie so zu machen, dass wir sie verstehen können“.

 

Warum eigentlich nicht? Wenn wir unsere Welt verstehen könnten, gäbe es möglicherweise weniger furchtbare Realitäten wie die zahllosen Kriege und Flüchtlinsströme…

 

und:

 

es gäbe auch keine sinnvolle Veranlassung, solche Texte zu schreiben!

 

(4.10.2015)

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