Der Tod - Gedankenexperimente

 

 

Schwarze Nelken - © Alfred Rhomberg

 

 

 

Experiment I (mit unausgereiften Geräten)

 

Tot ist frau/man, wenn die Hirnstromkurve auf die niedrigst mögliche Gerade abgesunken ist und dort verharrt. Hat schon jemand einmal versucht, so lange zu warten bis das Signal vielleicht unter diese Linie – sozusagen in den Negativbereich vorgedrungen ist? Vielleicht sind die Geräte ja nur mangelhaft konstruiert und lassen das aus gerätetechnischen Gründe nicht zu?

 

Es gibt doch auch negative Zahlen – ja, sogar irrationale Zahlen! Warum keinen irrationalen Tod?

 

Einfach nur „Exitus“ ins Laborjournal zu schreiben – ziemlich dilettantisch! Das Experiment muss mit besseren Geräten wiederholt werden!!!

 

Experiment II – der Versuch einer grammatikalischen Steigerung

 

Tot – toter – am totesten: Im Leben hatte ich stets den Superlativ angestrebt – wirklich nur angestrebt – weil mir außer dem Komparativ weitere Steigerungen des Adjektivs nicht zur Verfügung standen (im alten Rom hätte ich vielleicht sogar den Elativ oder den Exzessiv angepeilt und wäre dann vielleicht als Imperator ermordet worden).

 

Warum kennt der Begriff „tot“ nur den grammatikalischen „Positiv“ als die niedrigste Steigerungsstufe des Adjektivs- also egentlich gar keine richtige Steigerung? Beim Begriff „lebendig“ gibt es doch auch weitere Steigerungsstufen (lebendiger, am lebendigsten etc.)

Unsere Grammatik scheint unausgereift zu sein!

 

Experiment III – Die Frage nach dem „Warum“

 

Wer diese Frage nie stellt, wird keine Antwort erhalten, wer sie stellt: auch nicht! Sich nur auf Religionen zu verlassen ist unprofessionell. Religionen haben so viele und unterschiedliche Antworten wie es Religionen gibt.

 

a)    Die Ganztodtheorie: Der Tod ist das endgültige Ende der körperlich-organischen und der aktiven, physisch feststellbaren geistigen Existenz eines Lebewesens.

 

b)    Die Reinkarnationstheorie: Der Tod ist nur eine Phase, die schließlich zu einem neuen individuellen Leben führt.

 

c)     Die Auferstehungstheorie: Der Tod ist der unumkehrbare Übergang in einen anderen Seinszustand – und führt zur Auferstehung und Unsterblichkeit!

 

d) Im Zen: Leben und Tod sind indifferent – das ist so indifferent wie fast alles im Buddhismus

(kleine Notiz für unerledigte Aufgaben: meines Wissens wurde in der Mathematik die "Indifferenzialrechnung" noch nicht erfunden – werde darüber nachdenken und sie gegebenenfalls erfinden!)

 

Experiment IV – Gentechnologie

 

Frau/man kennt zunehmend die schlampige Verarbeitungsweise bei der Gen-Replikation, die zum Tod zunächst einzelner Zellen – und letztlich zum Volltod führt.

 

Frau/man kennt jedoch immer mehr Mechanismen, diese Schlamperei abzustellen.

Insgesamt ein hoffnungsvoller bis trostloser Ansatz!

 

Auswertung der Experimente

 

Als experimenteller Versuchsleiter entscheide ich nach Auswertung der Versuchsprotokolle wie folgt:

 

Wenn ich einmal tot bin, will ich toter sein als ihr! Zum Superlativ werde ich es wohl nicht bringen, so wie ich es auch im Leben gerade nur bis zum Komparativ gebracht habe – auch wenn es grammatikalisch möglich gewesen wäre. Zum Superlativ muss frau/man geboren sein oder von den Medien dazu gemacht werden.

 

Beim Totsein hat das noch niemand versucht – allerdings: nach dem Tod von Elvis Presley wird dieser immer lebendiger (Medien!).

 

Und dann:

 

Jesus Christus: ohne dessen Tod, gäbe es ihn nicht mehr!

 

 

(Version 14.2.2013)

 

 

 

 

 

 

 

 

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