Arbeit: der Job – oder Arbeit macht froh

 


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Während meiner Schulzeit gab es für wenige Jahre in Österreich (so ungefähr um 1947 – 1950) eine Besinnung zu (diesmal) pseudosozialistischen und nicht nationalsozialistischen Werten. So wurde z.B. ein Lied unserem Liedgut im Musikunterricht zugesellt, das uns bei unseren häufigen Maturatreffen noch heute belustigt:

 

Wer nur den lieben langen Tag 
ohne Plag, ohne Arbeit
vertändelt, wer das mag, 
der gehört nicht zu uns! 
Wir stehn des Morgens zeitig auf, 
hurtig, mit der Sonne Lauf
sind wir, wenn der Abend naht, 
nach getaner Tat
eine muntere, fürwahr
eine fröhliche Schar! 

 

(Jens Rohwer, 1914-1994) 

 

Das Lied passte zum Nationalsozialismus, sinngemäß zur DDR und offenbar vorübergehend auch nach 1946 in den Musikunterricht Österreichs und war zu jeder Zeit verlogen. Warum? Weil es den Wert und die Bedeutung von Arbeit nicht thematisiert, sondern “fürwahr vertändelt”!

 

Arbeit gehört zum Wesen unseres Daseins – jedoch nicht die Arbeit der Unterdrückten, der Rechtlosen und der „Ver-Ideologisierten“. Arbeit ist ein Teil der Kulturgeschichte des Menschen bzw. dessen Entwicklung – so gesehen macht Arbeit Spaß, weil Kultur „Spaß“ macht, selbst wenn frau/man sich dafür anstrengen muss. Es ist ja nicht die Anstrengung, die unserem Leben schadet, sondern das „Muss“ um überleben zu können. Menschliche Höchstleistungen waren immer mit Anstrengung verbunden – es ist jedoch ein Unterschied, ob Michelangelo eine Skulptur aus Marmor herausmeißelte, einE WissenschaftlerIn 12-14 Stunden mit „Arbeit“ verbringt, ein Unternehmer mit vollem körperlichen Einsatz sein Unternehmen aufbaut – oder ob frau/man in einem „Job“ gerade etwas zu wenig verdient, um damit für sich oder ihre/seine Familie sorgen zu können. Eine Kassiererin in einem Supermarkt gehört nach „getaner Arbeit“ sicher nicht zu der „munteren, fürwahr einer fröhlichen Schar“! Doch auch ein Industrieangestellter, der vorgeschriebene Arbeitsabläufe 42 bis 48 Wochenstunden ableisten muss, gehört trotz eines etwas höheren Gehalts nicht zu dieser „munteren Schar“ – er hat einen Job, und das ist heute wichtiger als keinen Job zu haben und sich von der Gesellschaft (die größtenteils auch nur „Jobs“ hat) in Form von Sozialbezügen „aushalten“ lassen zu müssen.

 

Trotz aller sozialpolitischen Errungenschaften des 20. Jahrhunderts ist in der Arbeitswelt offenbar etwas schief gelaufen und Soziologen, Psychologen, Unternehmer, Politiker d.h. alle, die heute in Diskussionsrunden über Arbeits- und Arbeitslosigkeit reden, sollten etwas mehr darüber nachdenken, was eigentlich schief gelaufen ist.

 

Wenn ein "Job" (sprich Arbeit?) froh macht, ist ganz sicher etwas schief gelaufen und diejenigen, die sich nur darüber freuen, einen Job zu haben, sind - mit Verlaub gesagt - "arme Schweine" - von denjenigen ohne "Job" ganz abgesehen.

 

(19.8.2013)

 


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