Das andere Ufer

 
Weißer Adler - © Alfred Rhomberg

 

Schwimmend hatte ich das andere Ufer fast erreicht

und merkte gerade noch zur rechten Zeit,

dass es dem Ufer glich, von dem ich kam.

War ich denn stets im Kreis geschwommen

und hatte niemals dies bemerkt?

 

Immer und immer schwimmen unsere Gedanken wie im Kreis

bis unsere Kräfte langsam schwinden

und sehen viel zu spät,

dass es kein anderes Ufer gibt.

 

Solange unsere Kraft noch reichte gab es viele Ufer -

es hätte nur der Anstrengung bedurft 

sich zu entscheiden -

wollten wir nach anderen Ufern suchen? 

Ein ewiges Entscheiden von

ich will – ich will nicht – ich will – ich will nicht …

gestern hätte ich es gewollt

heute will ich es nicht

und was ich morgen will ist völlig ungewiss,

wer weiß ob es ein morgen gibt.

 

Ein weißer Adler flog über mich hinweg

er flog dem Ufer zu

verschwand dann in der Weite meines Horizonts

er hatte sich entschieden.

 

Nach wenigen Minuten nur hörte ich - noch immer schwimmend,

die Schwingen jenes weißen Adlers über mir -

war er zurückgeflogen weil er seinen Irrtum schnell erkannte,

oder war es dort so schrecklich - das Risiko zu groß?

 

Weiße Adler sind so kluge Tiere

ich weiß dagegen nicht, wie ich gehandelt hätte!

 

Egal – meine Kräfte schwinden, sie lassen Gedanken nicht mehr zu -

das andere Ufer?

Ich sehe es nicht mehr.

 

(23.2.2016)

 

 

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