Wildschweinschießen – c’etait la vie

 

 


Wildschwein mit Bachen - vom Urheber Dave Pape zur Verwendung freigegeben

 

 

 

Das Wildschwein wartete ängstlich darauf, erstens erschossen, zweitens gebraten und drittens gegessen zu werden. Nun war es soweit. Es gibt viel zu viele Zubereitungsarten - als Schmorbraten, Toskanisches Wildschweinragout oder als Gulasch vom Reh, Hirsch oder Wildschwein à la Ursula 1950(?), was das Wildschwein, da es jetzt bereits erschossen war, wenig – eigentlich fast gar nicht mehr, berührte. Lieber wäre es ihm allerdings gewesen, gar nicht erst erschossen worden zu sein – aber da konnte man jetzt nichts mehr dagegen machen. Überhaupt fand das Wildschwein, bevor es erschossen wurde, dass die von Menschen oder den ebenfalls zu den Menschen zählenden Tierschützern erstellten Listen zu schützender Tiere albern und ungereimt seien – außerdem gibt es schon im Alten Testament die Aufforderung an den Menschen, mit seinen Mitgeschöpfen schonend umzugehen. Ganz unmöglich fand das Wildschwein jedoch, dass Menschen andere Menschen in Kriegen legal erschießen – wer so etwas tut, erschießt selbstverständlich auch Wildschweine. Insgesamt befassen sich die erst relativ spät eingeführten Tierschutzgesetze wesentlich mehr mit Versuchstieren als mit anderen Geschöpfen - Menschen und  Wildschweine kommen in diesen Gesetzen explizit gar nicht vor, dafür gibt es für erstere das Strafgesetzbuch und für zweitere Jagdordnungen. Jeder legt daher seine Tierschutzvorstellungen nach eigenem Gutdünken aus: Maikäfer oder Kellerasseln dürfen offenbar getötet werden, Katzen und Hunde, sowie andere aussterbende Arten offenbar nicht. Honigbienen dürfen nach neuen EU-Agrar-Richtlinien gleichfalls nicht erschossen bzw. dem Untergang durch Neonicotinoide anheim gestellt werden. Bei Wildschweinen, Hirschen und Rehen sind die Gesetze noch wesentlich komplizierter – sie dürfen zwar erschossen werden, aber nur zu bestimmten Zeiten und in genau festgelegter Anzahl – da soll sich einer auskennen. Allerdings gibt es auch im Tierreich Vertreter, die sich an keinerlei Richtlinien halten – Löwen machen z.B. keinen Unterschied, ob sie Normalmenschen, Vegetarier oder gar Veganer fressen, obwohl letztere bekanntlich niemals ein Tier, geschweige denn Löwen essen würden.

 

Um sich mit solchen Gedanken das Leben nicht unnotwendig schwer zu machen, dachte das Wildschwein bevor es erschossen worden war, nicht an die von anderen erfundenen Gesetze, Verordnungen und Richtlinien, die zudem von Land zu Land abweichen.

 

Jetzt war es sowieso zu spät. Noch kurz vor seinem Tod hatte das Wildschwein an seine Artgenossen in Grönland gedacht - es hatte noch nie von erschossenen Wildschweinen in dieser Gegend gehört.

 

C’etait la vie!

 

(17.7.2013)

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