vielleicht auch nicht - Nebelgedichte
vielleicht auch nicht - Nebelgedichte
Wo gestern eine Kuh auf ihrer Weide stand
ist heute eine Nebelwand
vielleicht ist sie ja noch da – die Kuh,
vielleicht auch nicht –
dies zu beurteilen fehlt trotz Licht die Sicht.
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Dichter Nebel fließt durchs offene Fenster
und füllt mein Zimmer,
nun sitze ich im weißen Nebelmeer,
und warte -
bis es die Augen und mein Hirn einhüllt
eben wollte ich noch das Fenster schließen,
jetzt find ich es nicht mehr,
ich taste mich zurück
und warte -
etwas wird wohl geschehen -
vielleicht auch nicht!
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Ich bin in New York City
und seh’ im weißen Nebel
die Nebelkratzer nicht
verzweifelt such ich nach einem Yellow Cab
will fliehen aus dem Nebelgrab,
vergeblich,
New York ist heut geschlossen – wegen Nebel!
Vielleicht stehe ich vor einem Wolkenkratzer –
einer Pizzeria, einer schönen Frau -
vielleicht auch nicht.
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Ich will in die Sahara reisen,
vielleicht auch auf den Mars
weil es dort keinen Nebel gibt,
ich muss mich erst entscheiden,
so einfach ist das nicht …
vielleicht auch in ein andres Land.
Was man nicht kennt
ist oft sehr interessant –
vielleicht auch nicht.
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Vielleicht hat meine Phantasie geträumt,
und Reste meines Lebens aufgeräumt,
vielleicht war ich auch nur blind,
sah deshalb Dinge nicht, die „sind“ -
mein Fenster werd' ich schließen,
wenn wieder Nebel naht,
die Phantasie wird mir zur Seite stehen,
vielleicht auch nicht?
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Schon sehe ich den Umriss
meiner Kuh auf ihrer Weide,
und dann des nahen Waldes –
es heißt, man sähe den Wald vor lauter Bäumen nicht,
er gleicht damit dem Nebel,
wer sich darin befindet, sieht ihn nicht,
doch wenn der Nebel weicht,
wird alles leicht …
was soll ich in New York,
die Sahara interessiert mich nicht,
das Fenster meines Zimmers
schließe ich in Zukunft nicht
lass jedes Nebelmeer herein,
und wenn es meine Sinne trübt,
dann bin ich still,
und warte bis der Nebel weicht
vielleicht...
vielleicht auch nicht.
(10.11.2013)