Auf die Pauke hauen
Josef wollte wieder einmal ein richtiges Fest ausrichten – sozusagen „auf die Pauke hauen“ – oder sagt man heute „es einmal wieder richtig krachen lassen?"
Er lud seine Freunde und erst recht seine Feinde ein und konnte auch nicht widerstehen, zahlreiche seiner früheren Freundinnen zu dem Fest einzuladen – sie sollten ruhig merken, was sie versäumt hatten, als sie ihm damals einen „Korb“ gegeben hatten. Das eigentliche Problem der Ausrichtung seines Festes bestand darin, dass er so etwas noch nie gemacht hatte. Natürlich könnte er einen Cateringdienst oder einen Eventmanager hinzuziehen – das würde dann vermutlich jedoch zu einem „0815“-event – also ohne Paukenschlag führen. Da Josef auch im Internet nicht fündig wurde, schaute er sich die Übertragung von „Jedermann“ der Salzburger Festspiele 2013 unter der hervorragenden Regie des Engländers/Schotten Julian Crouch und dem noch hervorragenderen Schauspieler Cornelius Obonya an. Leider war Josef weder Julian Crouch noch Cornelius Obonya – außerdem fühlte sich Josef als Josef und nicht als „Jedermann“. Die Salzburger Aufführung gab ihm recht, sein Fest nicht nach Art dieser Aufführung auszurichten – der erste Teil war hinreißend gut, sowohl von der Regie her, als auch der Schauspielkunst Obonyas, sodass alle anderen SchauspielerInnen verblassten. Der zweite Teil war und ist: a) zu lang, b) zu langweilig und c) nicht in unsere Zeit passend – da kann auch die beste Regie nichts verbessern und so würde sich Josef leider wohl noch auf viele – sicherlich schlechtere, Aufführungen des Salzburger „Jedermann“ gefasst machen müssen. Solche Überlegungen halfen Josef jetzt jedoch nicht weiter – ein Vorbild für sein geplantes Fest war die Inszenierung jedenfalls nicht!
Josef würde daher Hansi Hinterseer und die neuen Zillertaler Buam einladen – da konnte eigentlich nichts schief gehen, wenn er die bereits angefangene Einladungsliste seiner früheren "Freunde und Innen" durchging. Irgendetwas hatte der heute zurückgezogen lebende Josef früher bei der Auswahl seines Freundeskreises wohl falsch gemacht, dabei fiel ihm plötzlich auch ein Beitrag „Schlutzkrapfen“ eines gewissen AR ein.
Josef lehnte sich enttäuscht zurück, strich die Einladungsliste vorerst durch, bis er sich durchrang, seinen Freundeskreis – ohne Hansi Hinterseer und ohne die neuen Zillertaler Buam“ zu einem großen „Schlutzkrapfenfest“ einzuladen, wobei er die Zubereitung im Gegensatz zum oben erwähnten Beitrag selber übernehmen würde.
Das Fest wurde zum Riesenerfolg. Nach der Eintragung in das Guinnessbuch der Rekorde bestand der eigentliche Paukenschlag allerdings darin, dass sich unter seinen Gästen auch ein ihm nicht bekannter Gourmetkoster von Gault-Millau eingeschlichen hatte, sodass bald in allen Gourmetlokalen von Ischgl bis Kitz „Schlutzkrapfen à la Josef“ als Geheimtipp des Jetsets galten. Josef konnte sich seine eigenen von ihm kreierten und von diesen Lokalen adaptierten Schlutzkrapfen allerdings finanziell nicht leisten, er würde wohl wieder, wenn ihm einmal zum Feiern zu Mute war mit dem „Jedermann“ in Salzburg vorlieb nehmen müssen. Eile war dabei nicht geboten, denn Salzburger Festspieltraditionen sind langlebiger als das „Andreas Hoferlied“ Tirols. Deshalb griff Josef zum Handy und rief mehrere seiner früheren Buhlschaften an – eine davon würde doch wohl Zeit für eine höchstprivate Schlutzkrapfen- Malzeit Zeit haben, sofern sie nicht „Schlutzkrapen à la Josef“ in Ischgl, Kitz oder Seefeld vorzogen – so viel wollte Josef allerdings diesmal nicht spendieren.
(30.7.2013)