Man lernt nie aus

 

 

 

man lernt nie aus - (c) Alfred Rhomberg

 

 

         

Sense und Nonsense treffen sich gelegentlich zu einem kleinen Abendessen in einem bekannten Wirtshaus, um bei einem guten Essen das Wichtigste der vergangenen Monate zu besprechen. Während Sense sich meist „Bodenständiges“ aus der reichhaltigen Speisekarte heraussucht, weist Nonsense die Karte jedes Mal indigniert zurück und entnimmt seiner Aktentasche einige Hochhäuser, die er nach der Bemerkung, Vegetarier zu sein, mit sichtlichem Genuss, verzehrt.

 

„Was hast Du in der letzten Zeit gemacht?“ fragte Sense und Nonsense antwortete: ich habe etwas Lyrik, eigentlich eher eine Miniatur mit dem Titel „Grüne Wolken“ geschrieben – ich les’ es dir mal vor:

 

 

Sehe ich in die Tiefe, stoße ich auf grüne Wolken.

Nicht weiter schlimm, dachten sich die grünen Wolken,

wer uns als solche erkennt, ist selber schuld,

 

„Halt, halt – das hast du von mir abgeschrieben!“ Aber Nonsense antwortete prompt: „du hast ja noch gar nicht die Fortsetzung gehört“ – hör zu:

 

 

wer selber schuld ist, ist unschuldig,

nur wer unschuldig ist, ist selber schuld!

 

Ist das alles? - fragte Sense – das widerspricht irgendwie der Logik!

 

Nonsense: „Gerade an dieser beabsichtigten und nur in der vorletzten Zeile erkennbaren Unlogik erkennt doch jeder sofort, was Logik eigentlich bedeutet - oder hältst du Sätze wie z.B.:

 

(TND)  ┌ p  V  p  (=  „tertium non datur“)

 

für leichter verständlich?“

 

Sense: Solche Sätze gebrauche ich nie – aber mein Gedicht über die Grünen Wolken ist trotzdem ziemlich logisch!

 

„Was du dir immer einbildest – du schreibst wortwörtlich – „deshalb schaue ich nicht in Tiefe“ (Zeile 8) – das ist eine perfekt unlogische Verdrängung und damit ein typisches Beispiel für jemanden, der logisch nicht weiter weiß.“

 

Sense wollte das Gespräch diesbezüglich nicht weiter vertiefen, trotzdem entspann sich ein 15 Stunden langes Gespräch über die exakt 11 Zeilen des Gedichtes „grüne Wolken“.

 

Nonsense nahm zur Stärkung noch eine kleine Reihenhaussiedlung als Dessert aus seiner Aktentasche, während Sense sich das zwölfte Viertel Rotwein zur Beruhigung nicht nur bestellte, sondern auch trank.

 

Nonsense kommentierte diese letzte Bestellung von Sense mit den Worten: Derart grüne Getränke seien ungesund, blaue Getränke seien wesentlich gesünder! Und weil Nonsense in dieser Hinsicht vielleicht ausnahmsweise Recht hatte, bestellte Sense gleich noch ein Viertel „Blaufränkischen“.

 

Man lernt nie aus.

 

 

(15.3.2013)

 

 

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