Symposien/ Episoden

 

Während meiner langen wissenschaftlichen Tätigkeit habe ich unzählige wissenschaftliche Tagungen besucht. Solche Symposien hatten früher (in der Zeit vor 2000) besonders im naturwissenschaftlich-chemischen Bereich einen ganz besonderen „Charme“ – es waren keine Massenveranstaltungen wie heute! Man kannte fast alle TeilnehmerInnen, es gab kleine „Social Events“ und oft am Rande kleine Episoden, an die ich mich besonders gerne erinnere. In loser Folge wird auf dieser Archivseite über solche „Events“ berichtet. Meist waren es kleine, an sich unbedeutende Erlebnisse, die abseits der hären Wissenschaft den wissenschaftlichen Alltag bereicherten.

 

Da mich bei Kongressen meist meine Frau begleitete und wir noch 2 bis 3 Tage nach Kongressschluss anhängten, pflegten wir eine für beide nützliche Arbeitsteilung. Während ich mich meinen wissenschaftlichen Verpflichtungen widmete, konnte meine Frau die kulturellen Aspekte der besuchten Städte ausführlich studieren und mir anschließend in einem Schnellkurs die Highlights der Kongressorte in den angehängten Urlaubstage zeigen. Die wichtigsten jährlichen Kongresse waren für mich die relativ großen Kongresse für Mikrochemie und die jährlichen Usertreffen von MDL Inc., die mit damals ca. 200-300 Teilnehmern aus ganz Europa relativ klein (und dementsprechend effektiv) waren, siehe MDL, Wien 1987.

 

Antwerpen 1986 – „International Microchemical Symposium“ (Kongress für Microchemie)

Middelheim Museum - © Foto Alfred Rhomberg

Der äußere Rahmen der „International Microchemical Symposien“ war stets gut organisiert, ich besuchte solche Kongresse seit 1980 (Graz) - doch dazu wird ein weiterer Beitrag folgen.

 

Allgemeines zur „Microchemie“

 

Chemische Forschung ohne die Möglichkeit, Ergebnisse dieser Forschung zu bestätigen (oder zu widerlegen) und wichtige Daten neuer chemischer Verbindungen zu erfassen, ist undenkbar. Das war war schon seit Beginn der wissenschaftlichen Chemie (ab ca. 1830) so, Analytische Chemie wurde in der Folgezeit notwendigerweise zu einer eigenen Forschungsdisziplin. Anfangs wurden analytische Arbeiten noch von jedem Forschungschemiker selbst durchgeführt, jedoch bereits zur Zeit meiner Promotion 1963 waren an jeder Uni eigene analytische Fachabteilungen etabliert – eine chemische Analytik ohne komplizierte Geräte/Methoden (darunter besonders auch spektroskopische Methoden) war nicht mehr denkbar. Ab ca. 1970 begann dann in der chemischen Industrie das „Computerzeitalter“ mit Großrechnern (in den Finanzabteilungen etwas früher). 1980 waren sowohl die wichtigsten Großgeräte (Massenspektroskopie, NMR-Spektroskopie, Röntgenstrukturanalyse u. vieles andere) bereits so weit ausgereift, dass bildverarbeitende Methoden zunehmend durch Großrechner und erste PC’s möglich wurden.

 

Die jährlichen „Internationalen Kongresse für Microchemie“ waren für mich als Abteilungsleiter für „Allgemeine analytische Forschung“ einerseits ein „Muss“, andererseits waren diese für die damalige Zeit relativ großen Kongresse angenehm, weil ich nicht alle Vorträge besuchen musste – es gab also etwas mehr Zeit zur Erkundung dessen, was eine Stadt und ihre Umgebung zu bieten hat. Darüber hinaus waren stets zahlreiche „Social Events“ vorgesehen, die dafür sorgten, dass nicht nur die Erkundung der Sehenswürdigkeiten, sondern auch – im echten Sinne von Social Events – Kontakte mit berühmten WissenschaftlerInnen gepflegt werden konnten. Damen (Assistentinnen, Ehefrauen...) waren bei diesen Veranstaltungen stets willkommen.

 

Ankunft im ehrwürdigen Zentralbahnhof Antwerpen-Centraal

 

Wir kamen 1986 in dem auch für heutige Begriffe imposanten denkmalgeschützten Bahnhof (erbaut im eklektizistischen Stil, d.h. aus mehreren ausgeformten Stilepochen zusammengesetzt) an, der heute noch so aussieht wie zur Zeit seines Baus zwischen 1899 -1905, obwohl er 1993 aus Sicherheitsgründen total renoviert wurde, ohne sein Aussehen und seine Funktion zu verlieren.

 

Anm.: Der Bahnhof hat heute 4 Ebenen (einschließlich einem zweiröhrigen Tunnel, der die Stadt in Nord-Südrichtung für Hochgeschwindigkeitszüge von Amsterdam nach Brüssel unterquert (Bau 1998-2007, 40 Aufzüge 48 Rolltreppen) – man fragt sich, warum Bauvorhaben wie Stuttgart 21 oder der Flughafen „BER“ heute derart lange brauchen!

 

Bei den Übernachtungen in einem Crest-Hotel (damals etwas außerhalb gelegen) traf man gleich am ersten Abend viele Wissenschaftler, die mir bereits von früheren Kongressen her bekannt waren. Am nächsten Morgen wollten wir von der nahegelegenen Bushaltestelle mit dem Autobus zu den Tagungsorten der Universität fahren und wunderten uns, dass die Autobusse nicht anhielten, obwohl viele Hotelgäste warteten. Ein „Kundiger“ machte uns darauf aufmerksam, dass die Busse nur halten, wenn man sich bemerkbar hinstellt und durch ein deutlich sichtbares Zeichen (erhobener Gegenstand oder Arm) andeutet, mitfahren zu wollen.

 

Über einzelne Forschungsvorträge zu berichten, würde die LeserInnen langweilen, nur so viel, dass bei allen diesen Kongressen u.a. über weiter verfeinerte Geräte und Methoden zur Trennung und Bestimmung immer komplizierterer Moleküle berichtet wurde, wobei die Bedeutung der Massenspektroskopie und deren Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Methoden für einen Pharmaforscher an oberster Stelle stand.

 

Anm.: Regelmäßig traf ich auch Prof. Klaus Biemann vom MIT Boston, der als Vater der Massenspektroskopie für die organische Chemie gilt. Prof Biemann war, so wie ich, Schüler des Innsbrucker Ordinarius für Organische Chemie Prof. Hermann Bretschneider und war gleich nach seiner Promotion 1951 in die USA ausgewandert (Prof. Biemann starb erst jetzt im Juni 2016). Klaus Biemann wurde stets um seine neuesten Massenspektrometer beneidet – diese waren jedoch für ihn persönlich konstruierte Sonderanfertigungen, die erst einige Jahre später in Europa erworben werden konnten.

 

Bei den Social Events führte uns eine Bootsreise u.a. nach Gent und Brügge, zwei Städte, die wir leider nur kurz besichtigen konnten, die es jedoch unbedingt Wert gewesen wären, sich dort länger aufzuhalten – zu einem fest vorgenommenen späteren Urlaub nach Belgien ist es bis jetzt leider nicht gekommen!

 

Doch zurück nach Antwerpen: Im Rahmen der Social Events besuchten wir eine typische Diamantschleiferei und das berühmte Plantin-Moretus Museum. Dieses Museum enthält neben vielen alten kostbaren Schriften die einzige vollständig erhaltene Druckerei der Renaissance und Barockzeit. Die Druckerei wurde 1555 von Cristoph Plantin gegründet und wurde bald zu einem Zentrum der berühmtesten Humanisten dieser Zeit wie z.B. Justus Lipsius, in der Druckerei stehen 16 Druckmaschinen so gut erhalten, als ließe sich jederzeit damit drucken (die Druckerei beschäftigte damals 80 Mitarbeiter und wurde nach dem Tod Plantins an seinen Schwiegersohn Moretus vererbt.

Eine kleine Episode am Rande des Besuchs der ausgestellten frühen Druckwerke:  Der ca. 14-jährige Sohn eines amerikanischen Kongressteilnehmers fragte bei einem sehr alten Druck von Choralnoten: „Is that music?“, answer: „Yes, I think so“.

 

Meine Frau und ich blieben nach dem Kongress noch 2 Tage in Antwerpen, besuchten einige Museen, dabei blieb uns ein Freiluft-Museum für moderne Kunst ganz besonders in Erinnerung – das Middelheimmuseum (siehe Titelbild). Wer Antwerpen besucht, sollte sich das Museum unbedingt ansehen – moderne Skulpturen wirken in einem großen Parkgelände besonders eindrucksvoll.

Middelheim Museum - © Foto Alfred Rhomberg
Middelheim Museum - © Foto Alfred Rhomberg

Die liebenswürdigste Episode erlebten wir am Schluss unseres Antwerpenaufenthaltes. Wir wollten rechtzeitig das Hotel verlassen um noch einige kleine Einkäufe in Bahnhofsnähe zu tätigen (wichtig vor allem die berühmten belgischen Pralinen für meine Mitarbeiter!). Der Taxifahrer fragte uns, ob wir es eilig hätten und wann unser Zug führe. Als wir ihm sagten, dass wir noch mehr als eine Stunde Zeit hätten fragte er, ob er uns Antwerpen zeigen dürfe, wie wir es vermutlich nicht gesehen hatten, er wolle dafür kein Geld, das wäre im Fahrpreis inbegriffen. Er fuhr uns in ein Stadtviertel, das hauptsächlich von (ultra)orthodoxen Juden bewohnt wurde. Wir wussten zwar, dass die Diamantschleifereien und der Diamantenhandel hauptsächlich von Juden betrieben wurde, aber nicht, dass diese konzentriert ein zauberhaftes Stadtviertel bewohnten, dem man den Reichtum der Bewohner wegen der stilvollen Jugendstilhäuser sofort ansah. Das Straßenbild war durch Männer mit der für orthodoxe Juden üblichen Kleiderordnung geprägt – stets in schwarzen Gehröcken gekleidet, mit Krempenhüten, Schläfenlocken und Gebetsriemen und sogar die kleinen Buben sahen bereits aus wie ihre Väter und Großväter.

 

In Antwerpen leben ca. 20.000 Juden aus unterschiedlichen Ländern, da Belgien und die Niederlande stets besonders tolerant gegen Juden waren (im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern). Die Stadt wird daher oft auch als „Jerusalem des Nordens bezeichnet“. Ein liebenswürdiger Taxifahrer und ein interessanter Abschied von Antwerpen! Im Hauptbahnhof fielen uns danach gleich mehrere orthodoxe Juden auf, die ganz einfach zum Stadtbild gehören.

 

(27.7.2016)

Wien Oktober 1987

Wien 1987 - © Alfred Rhomberg

 

(Wien, MDL User-Treffen, 26. Oktober 1987)

 

Die User-Treffen der Firma MDL (Molecular Design Ltd.) waren für mich die spannendsten und arbeitsintensivsten Kongresse meiner Berufstätigkeit. MDL hatte eines der ersten Datenbanksysteme für PC’s und Großrechner entwickelt, mit welchen chemische Moleküle nicht in einem x,y-Koordinatensystem gespeichert wurden, sondern als vollständige grafische Strukturen, sowie Teilstrukturen recherchiert und mit gleichzeitig gespeicherten numerischen und Textdaten verknüpft werden konnten.

Die Programme wurden von Professoren und Postdoc-Studenten der University of California, Stanford University und der University of Berkely, California entwickelt und zu Beginn der 80-iger Jahre eine Firma (Elsevier MDL Ltd.) in Californien mit Repräsentanz in der Schweiz (Basel) gegründet. 2007 wurde die Firma von Symyx Technologies Inc. übernommen.

 

In Wien hielt ich einen Vortrag über eine relativ große Anwendung der MDL-Produkte („A Management System For Pharmacological Screening“), eine Anwendung die wegen ihrer Komplexizität auf großes Interesse stieß, da die MDL Produkte noch relativ neu waren und meist als kleinere Labor-Datenbanken benützt wurden.

 

Zu diesem Kongress nur drei kleine Episoden:

 

Nr.1 - Während einer Vortragspause lief eine kleine Maus in einem Wandelgang des vornehmen Wiener Hotels Schönbrunn zwischen den Beinen der Besucher herum und als jemand laut mit den Worten „eine Maus…“ darauf aufmerksam machte, kümmerte sich zunächst niemand darum – man war Mäuse damals noch als neue Hilfsmittel zur bequemen Bedienung von Computerprogrammen doch schon so gewohnt, dass der Ausruf keine besondere Aufmerksamkeit verdiente. Erst als ein Besuche den Irrtum richtig stellte, kam es zu einem kleineren Chaos in den Diskussionsgruppen, mit der Folge, dass viele weibliche Teilnehmer plötzlich auf Stühle und Tische kletterten, um dem Untier zu entkommen…

 

Nr.2 – bei einem Besuch der Wiener Hofburg hatte ich das letzte Foto meiner damals noch undigitalen Camera verschossen und ging zu einer Tabaktrafik innerhalb des Hofburggeländes. Als die Trafikantin meinen durch viele Auslandjahre etwas abgenützten, aber immer noch leicht österreichischen Akzent hörte, sagte sie zu mir: „Aber bitt gar schön, i würd eana den Film ja gern verkaufen, aber das mach i net – der Film kostet bei mir das 4-fache wie im Fotogeschäft 30 Meter weiter…“ (und sie beschrieb mir den Weg ins Fotogeschäft).

 

Nr.3 – Der Sohn eines berühmten englischen Dirigenten sagte als Student zu meinem Sohn: „wenn ich einmal wirklich gedemütigt werden möchte, gehe ich in ein bekanntes Wiener Café“ (dessen Name hier nicht ausgesprochen werden muss, weil es eh’ jeder kennt). Ein Wiener Ober kann sich hinsichtlich Arroganz manchmal recht deutlich von einem italienischen Cameriere abgrenzen (siehe Florenz 1988).

 

Es stimmt fast alles was über diese Stadt je geschrieben wurde – mal mehr, mal weniger, meist jedoch überwiegen die positiven Eindrücke Wiens.

 

(überarbeitete Version 10.5.2016 aus meiner unveröffetlichten Reihe „Kongressstädte“. Die Reihe wird auf dieser Archivseite fortgesetzt.

 

Florenz 1988

Baglioni - © Foto Alfred Rhomberg

 

Meine Frau und ich ließen einen anstrengenden Kongresstag in der Bar unseres Hotels ausklingen. Das Hotel Baglioni im Zentrum von Florenz war eines der schönsten  Kongresshotels, die ich im Lauf meiner Kongressjahrzehnte kennen gelernt hatte – allein der malerische Dachgarten mit Blick auf Florenz wäre es Wert, noch einmal wiederzukehren.

Die Bar hatte gediegenes Flair. Wir saßen abends an der Theke, aufgereiht neben anderen Kongressteilnehmern in schwarzen Anzügen, die ihren Whisky mit Erdnüssen zu sich nahmen. Wir tranken Rotwein, den ich dank meiner Italienisch-Kenntnisse beim Barkeeper nach seiner Empfehlung bestellt hatte und den ich – damals mit Weinen eher unerfahren – als „straordinario“ bezeichnete. Auch der Barkeeper war straordinario und entsprach nicht dem Bild, das man sich üblicherweise von Hotelangestellten macht - der Unterschied zwischen einem Cameriere und einem Kellner kann beträchtlich sein, denn ein guter Cameriere geht nach Dienstschluss als Herr nachhause. Der Barkeeper fragte, ob er uns einen parmegiano anbieten dürfe – ein guter Vorschlag, den wir nicht bereuten. Ich werde seinen bescheiden lächelnden und doch stolzen Blick nicht vergessen – er war eben ein „Herr“!

 

(MDL/ Molecular Design - Computerkongress 1988)

 

(überarbeitete Version 26.4.2016 aus meiner unveröffetlichten Reihe „Kongressstädte“. Die Reihe wird auf dieser Archivseite fortgesetzt.

Madrid 1989 - MDL-User-Kongress​

Madrid 1989 - © Foto Alfred Rhomberg

 

Obwohl meine Firma Boehringer Mannheim GmbH mit damals 10.000 Mitarbeitern, 1997 von Roche übernommen, verglichen zu anderen Chemiekonzernen Deutschlands ein „Zwerg“ war, verfügte die Firma über ein eigenes Reisebüro. Das wirkte sich meist sehr positiv auf Geschäftsreisen aus – immerhin ist ein renommiertes Pharmaunternehmen auf Kongressbesuche und Reisen sehr vielfältiger Art angewiesen. Meine Frau und ich zahlten z.B. in einer alten Iberia Maschine (Douglas DC-8) zusammen nur so viel für den Flug wie ein neben uns sitzender Manager von Höchst, der sein Einzelticket über ein fremdes Reisebüro gebucht hatte – Höchst konnte sich damals noch recht viel leisten (nur kein eigenes Reisebüro).

 

Ankunft - Taxi – herrliches Interkontinentalhotel. In der großen Empfangshalle spielten unzählige Kinder in dunklen Anzügen bzw. festlichen Kleidchen. Dann erschien eine Braut – also eine Hochzeit. Bald kam auch der frischgebackene Ehemann und zu unserer Verwunderung eine zweite Braut und dann noch eine - und noch eine ... insgesamt 6 Bräute. Nachdem die Vielweiberei auch in Spanien wohl seit langem abgeschafft war, handelte es sich also um mehrere Hochzeiten. Als Einstieg in ein neues Kongresserlebnis war es sehr erfrischend, wie fröhlich die offenbar untereinander nicht bekannten Kinder und Erwachsenen miteinander umgingen.

 

In den nächsten Tagen schlugen wir uns wegen mangelnder Spanischkenntmisse mit Italienisch durch, dabei war es für uns zunächst fremd, dass Spanier italienisch zwar perfekt verstehen, im Gegensatz zu Italienern jedoch keine Rücksicht auf Ausländer nehmen und mit der ihnen gewohnten Geschwindigkeit spanisch antworten. Italiener würden mit Ausländern  bewusst langsamer sprechen und ihre Antworten zudem mit Gestik verdeutlichen. Der stark italophile Autor dieser Beitragsreihe fand Spanier meist durchaus sympathisch aber ziemlich herb – das mag sich bei der Jugend heute geändert haben (außerdem sprechen Jugendliche heute meist etwas englisch).

 

Tapas: Nicht nur Madrid ist berühmt für seine kleinen Tapabars in welchen diese kleinen köstlichen Tapa-Appetithäpchen mit Bier oder Wein angeboten werden. Zunächst mieden wir jene Lokale, in denen der Boden allzusehr mit Essensresten übersät war, bis wir lernten, dass eine Tapabar umso besser ist, je mehr der Boden verunreinigt ist, weil gerade diese Bars besonders gute Tapas anbieten und deswegen stark frequentiert werden (Essensreste wirft man wie in Süditalien am einfachsten auf den Boden).

 

Das Stadtbild: Madrid ist eine eindrucksvolle Stadt der Gegensätze: Prächtige, oft etwas vernachlässigte Großstadtarchitektur früherer Zeiten, elegante Glas-Hochhausarchitektur in Bankenvierteln und Geschäftsstraßen, Straßen die jedoch im Gegensatz zum Wirtschaftwunderdeutschland (damals) eher spärliche, fast armselige Geschäftslokale aufwiesen. Mein mich diesmal begleitender Systemadministartor betrachtete die ärmlichen großen Schaufenster interessiert und meinte nur lakonisch: „alles sehr schön aufgeräumt!“.

Über Sehenswürdigkeiten soll hier nicht berichtet werden, außer dass der Museo del Prado, der Museo Reina Sofia und der Museo Thyssen-Bornemmisza auch anlässlich eines wissenschaftlichen Kongresses nicht ausgelassen werden dürfen.

 

Auf keinen Fall sollte man auf eine Bahnreise in das nahegelegene Toledo verzichten. Hier fanden wir, außer den damals noch wenigen Touristen, prächtige alte Gebäude und eine Art mittelständiges Bürgertum, das für mich als Nich-Spanienkenner den angenehmen Eindruck einer vielleicht vergehenden Zeit hinterließ und mich deutlich mehr als die 3-Mio-Metropole Madrid beeindruckte.

 

Abreise am damals eher ärmlichen Flughafen: Überall in europäischen Großstädten gab es seit dem Bombenattentat in Bologna (1980) bereits Gepäckkontrollen in Bahnhöfen und Flughäfen, in Madrid sogar eine Röntgenschleuse. Während wir zusahen wie unsere und andere Gepäckstücke diese Schleuse langsam durchliefen und man jede einzelne Flasche Wein in den Gepäckstücken deutlich im Röntgenbild verfolgen konnte, saßen die Aufseherinnen an einem kleinen Tisch, tranken Kaffee und tratschten/schwatzten über dies und das, ohne die Röntgenbildschirme dabei auch nur sekundenweise eines Blickes zu würdigen – wir hätten auch kleinere Atombomben unbemerkt schmuggeln können.

 

Ansonsten ein Lob den schweizer Organisatoren der stets angenehmen MDL-User-Treffen.

 

(geschrieben: 17.5.2016)

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