Ist Überflüssiges überflüssig?

 
(c) Alfred Rhomberg - das Anagramm beantwortet die Frage fast von selbst – oder auch nicht!

 

Überfluss hat es zu allen Zeiten gegeben – allerdings nur für wenige. Seit der industriellen Entwicklung im 20. Jahrhundert und der dadurch gesteigerten Produktivität lässt sich fast alles auch für eine etwas breitere Bevölkerungsschicht kommerzialisieren: Lebensnotwendiges ebenso wie zum Leben nicht unbedingt Erforderliches, z.B. das, was früher als Kultur “im engeren Sinn” (Bücher, Musik, Kunst) bezeichnet wurde.

 

Das Überflüssige ist eine notwendige Sache  (Voltaire).

 

Das größte Problem
mit dem Fortschritt:
Auch die Nachteile
entwickeln sich weiter
 
(Ernst Ferstl, geb.1955) aus "Wegweiser")

 

Ist Überfluss in vernünftigem Sinne kontrollierbar?

 

Die Frage ist nicht leicht zu beantworten – wer bestimmt was in einer Überflussgesellschaft überflüssig ist? Eine Überflüssigkeitskommission? Oder irgendwelche Überflüssigkeitsgesetze? Oder aber der normale Menschenverstand? Letzteres würde die Frage aufwerfen: Wer bestimmt, was frau/man unter normalem Menschenverstand versteht?

 

Lassen wir es bei diesen Spitzfindigkeiten. Niemand weiß, welche Aspekte Voltaire mit obigem Zitat damals meinte – unserer heutigen Wirtschaft und dem damit verbundenen Wohlstand hat Voltaire aber aus der Seele gesprochen. Tatsächlich könnten Industrieländer ohne Produktion von Überflüssigem nicht existieren. Extreme Arbeitslosigkeit und soziale Einschränkungen wären wohl die unvermeidliche Folge. Leider müssen wir uns dann auch mit dem Zitat von Ernst Ferstl abfinden, obwohl (ich) manche Übertreibungen – insbesondere der Medien und der Konsumbranche, für absolut überflüssig, gelegentlich sogar für pervers halte:

 

Was soll man z.B. davon halten, wenn in diesen Tagen rund um den Erdball eine heranwachsende Generation hunderte von Stunden vor Apple Läden verbringt, nur um das  I Phone 6 gleich in den ersten Tagen zu ergattern (Tokyo, München, Berlin, Dresden etc.)

 

„In Dresden sind Hunderte Apple-Fans zur Altmarktgalerie gezogen. Laut MDR mussten Polizei und Sicherheitskräfte für Ordnung sorgen. Der Laden öffnete extra zwei Stunden früher. Fans sollen schon seit zwei Tagen in der Einkaufsgalerie gewartet haben“

(Zitat aus n-tv-online v. 19.9.2014) (1).

 

Anm.: die Preise des neuen Apple IPhone 6 bewegen sich zwischen 700 und 800 Euro !

Man darf davon ausgehen, dass die KäuferInnen sicherlich bereits über noch funktionstüchtige Smartphones verfügen und dass der Prestigegewinn anderen gegenüber (leider oft auch sich selbst gegenüber) „krankhaft“ ist.

 

Wenn die Eingangsfrage überhaupt beantwortbar ist, dann vielleicht in der Feststellung:

 

Überfluss ist dann gut, wenn es ihn gibt und frau/man selbst entscheiden kann, was frau/man für sich selbst als überflüssig betrachtet.

 

Es sieht leider so aus, dass viele zu einer sinnvollen derartigen Entscheidung schon gar nicht mehr fähig sind...

 

20.09.2014 (Vollständig überarbeitete frühere Version 

 

 

(1) http://www.n-tv.de/technik/Verkauf-des-iPhone-6-beginnt-article13637466.html

 

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