Das Gift der (Un)schuld

 

 

weiße Unschuld (c) Foto Alfred Rhomberg

 

 

Blumen sind unschuldig und ohne Sünde – das sagt sich leicht,
sie haben Zellen, Enzyme, Hormone,
sie wachsen, sie vermehren sich, sie sterben.
sie strecken sich dem Licht entgegen,
sie wissen ihre Nachbarn zu verdrängen,
sie sind göttlich geschaffen – wie wir,
sie vergiften ihre Feinde – wie wir,
selbst das Maiglöckchen als Sinnbild der Unschuld enthält das Gift des Schuldigen,

wer weiß, was sie sonst noch alles können?


Haben sie es gespürt, als ich sie in mein Herbarium presste?
Wer kann das wissen?

Nur weil sie uns gelegentlich erfreuen sind sie noch nicht unschuldig,
uns erfreut doch vieles das schuldig oder sündig ist.
kann jemand schuldlos sein, der anderen weh tut – wie der Stachel der Rose?


Wer wird schuld gewesen sein, wenn ich an einer Sepsis durch den Stich ihres Stachels sterbe?


Ich sicher nicht!


Wer ?

 

 

(22.4.2013)




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