Chili con carne
Ich sitze im Freien eines Innenstadtlokals in Innsbruck bei einem „steirischen“ Chili con Carne und einem Glas Veltliner - direkt gegenüber meine ehemalige Mittelschule (die Bundesrealschule Innsbruck), die sich nur nach außen nicht verändert hat und gleich daneben ein Teil des neuen architektonisch schönen Stadtmagistrats in dessen Fenstern sich die ehrwürdigen Fassaden alter Wohnhäuser spiegeln. Es ist ein herrlicher Sonnentag Mitte März 2012.
gut - weil das "steirische" Chili con Carne gut ist
schlecht – weil ich bei diesem herrlichen Wetter keine Bergtour mache
gut – weil ich wenigstens gegenüber die Spiegelung an den Fenstern einer Fassade und die weißen Gipfel der Nordkette sehen kann
schlecht – weil ich mich nicht selbst auf diesen Gipfeln befinde
gut – weil es auf diesen Gipfeln kaum Chili con Carne gäbe
schlecht – weil mich die Erinnerung an diese Gipfel schwermütig macht
gut – weil ich damals nicht abgestürzt bin
schlecht, weil ich - wäre ich damals abgestürzt - jetzt kein Chili con Carne mehr essen könnte
gut - dass ich mir ein zweites Glas Veltliner bestellen kann
schlecht, weil ich jetzt die Rechnung bezahlen muss
gut - weil ich vor vielen Jahrzehnten die Matura in der gegenüberliegenden Schule bestanden hatte.
gut – schlecht – gut – schlecht – gut …
gut- weil es sich „nur“ um Chili con Carne handelte.
schlecht – weil das gesamte Leben im Prinzip ähnlich verläuft, wobei das letzte „schlecht“ dann wohl ein definitives „schlecht“ ist, dem allenfalls ein noch nicht definierbares "gut" folgt.
(25.3.2012)