Das Nobody Manifest

 

 

 

Leere Stuhlreihen - (c) Alfred Rhomberg

 

 

 

Die Stuhlreihen sind leer,
Nobody hat das Podium noch nicht betreten,
wartet bis sich der Saal füllt –
aber er füllt sich offenbar nicht,
das Aufsichtspersonal ist ratlos –
Gäste, die man nicht sieht, nicht hört, nicht spürt?

Langsam ist die Nobodygesellschaft vollzählig.
Jeder neu eingetroffene Nobody sieht sich nach seinem Sitznachbarn um –
tauscht ein paar nichtssagende Floskeln aus – meaningless!
Der Vortragende hat jetzt anscheinend das Podium betreten,
auch wenn man ihn nicht sieht,
Nobody beginnt seinen Vortrag mit den üblichen Begrüßungsworten:
Liebe Nobodygemeinde …usw,..
Alle wissen wer und was gemeint ist.
Nobody – nothing.
Dann verliest Nobody das Nobody-Manifest,
und jedem der anwesenden Nobodies stockt der Atem.

„Alle Nobodies sind gleich – d.h. nichts,
nichts ist, was ist,
nichts ist, was bleibt –
nichts ist, was wird -
nothing else – es ist niemandem erlaubt, anderes anzustreben,
wer es dennoch versucht, wird gemäß dieses Manifestes
aus der Nobody-Gemeinde ausgestoßen und wird zum Body“


In der Diskussion wurden interessante Fragen aufgeworfen:
Wie kann ein Nobody zum Body werden, wenn er nichts ist und war?
Was bleibt von diesem Manifest, wenn nichts bleibt?
Wie soll ich den Satz auffassen: "nichts ist, was wird"?
Nobody kennt diese sinnlosen Fragen
und verlässt indigniert das Podium,
niemand sieht ihn, niemand hört ihn,
die Nobody-Gesellschaft löst sich auf,
die Stuhlreihen sind so leer wie zu Beginn der Veranstaltung.
(nichts ist, was bleibt)
Nobody steigt in eine leere Limousine,
fährt zur nächsten Nobody-Gemeinde.

Das Aufsichtspersonal wurde von Reportern umringt:
Gab es etwas?
Nothing!
War Nobody wirklich da?
We didn’t see anybody
Einem österreichischen Reporter antworteten sie:

Na, gsehn hama neamand!

 

(2010)

 

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