Es ist nicht verboten, diese Grenze zu überschreiten 

Grenze - © Alfred Rhomberg

 

Ein Verbot löst stets den Reiz aus, Grenzen zu überschreiten. Was jedoch, wenn es keine Verbote gibt und man erst an einer Grenze angekommen, merkt, diese nicht überschreiten zu können – oder schlimmer noch, dass sie überschritten werden muss?

 

Für Professor Grenzenlos schien es keine Grenzen zu geben, er machte seinem Namen Ehre und forschte, forschte und forschte. Seine einzige Sorge bestand darin, dass es in absehbarer oder nicht absehbarer Zeit nichts mehr zu forschen geben könnte. Vorläufig schien dieser Punkt noch in weiter Ferne. Er forschte über Kanarienvögel, Wühlmäuse und Elefanten, Himmelsgestirne, Klimaerwärmung, Eiszeiten, Nebukadnezar (I bis IV), Atombomben und Natriumbicarbonat – langsam war ihm kaum mehr etwas fremd und er würde in die Geschichte eingehen – vielleicht sogar Alexander von Humboldt übertreffen. Ansonsten war Professor Grenzenlos offenbar eher töricht, so dachte er zum Beispiel nicht daran, irgendwann selbst einmal sterben zu müssen. Als ihn jemand wohlmeinend auf diese Gefahr aufmerksam machte, schaute er nur kurz auf und meinte mürrisch:

 

„Jede Grenze ist der Rand eines Raumes – es ist nicht verboten, auch diese Grenze zu überschreiten!“

 

(28.8.2015)

 

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