Über Sinn und Unsinn, Freiheit des Denkens, meine Bilder und Texte
(Vorwort zu einem Vortrag beim Katholischen Bildungswerk am 23.1.2013 mit Lesung eigener Texte).
Seit dem es Menschen gibt wurde über den Sinn des Lebens nachgedacht, aus der Antike sind uns viele Definitionen und Gedanken zum Thema „Sinn“ überliefert – ich will hier nicht näher darauf eingehen, außer dass ich Platon erwähne, weil der griechische Philosoph uns eine besondere Form der Sinnsuche in seiner Ideenlehre hinterlassen hat:
Bei der „Idee“ handelt es sich bei Platon um etwas, das über die Wahrnehmung der Sinne hinaus geht (heute wird der Begriff „Sinn“ ja meist im Sinn von Wahrnehmung durch unsere Sinne gebraucht). Platon gebraucht Begriffe wie z.B. „Das Schöne an sich“ oder „Der Mensch an sich“ – wichtig ist für Platon die „Ideenerkenntnis als Lebensziel“
Christen könnten (mit Betonung des Konjunktivs „könnten“) es sich einfach machen und sagen:
„Der Sinn unseres Lebens besteht darin, im Sinne der christlichen Lehre zu leben und darüber hinausgehend, auch den Tod und das einzubeziehen, was danach kommt“.
So einfach scheint es aber nicht zu sein - Platon hatte noch ohne Christentum gelebt, doch auch nach der Etablierung des Christentums denken die meisten Philosophen – auch katholische – bis heute über den Sinn des Lebens nach. Als letzte große Sinnsuche in der Philosophie, gilt der etwas verwirrende und komplizierte Existenzialismus u. a. von Martin Heidegger.
Die Sinnfrage ist vermutlich ein wesentlicher Grund für die Entstehung von Sekten und Freikirchen, deren Anhänger sich aus einem sogenannten „Bekenntnisnotstand“ von ihrer Kirche getrennt haben, ohne gleich ganz das christliche Gedankengut zu verlassen. Es scheint, dass sich der Begriff „Sinn des Lebens“ heute offenbar auch durch unseren Zeitgeist verändert hat. Die Jugend wendet sich heute zwar oft von der Kirche und von Sekten ab, der Zulauf zu neuen (meist evangelischen) Freikirchen ist dagegen größer geworden. Viele Jugendliche suchen „ihren Sinn“ ferner in der ursprünglich evangelischen, seit langem jedoch ökumenischen Gedankenwelt der Taizé-Gemeinschaft.
Zu meinen Texten
Ich schreibe über ganz unterschiedliche Themen, darunter auch Essays zum Sinn des Lebens, gebrauche den Begriff „Sinn“ bei vielen Texten jedoch oft eher im Zusammenhang mit dem Begriff „Zweck“, der im Sinnbegriff heute üblich ist, außerdem schreibe ich Texte zu Themen wie Politik, Wirtschaft, Musik, Umwelt etc. Nach solchen „ernsten“ Texten, treibt mich irgend eine geheimnisvolle Kraft dazu, Kurztexte in etwas anderer Form zu schreiben, die gelegentlich auch ins Skurrile bis hin zum Unsinn reichen.
Der Unsinn oder englisch „nonsense“ muss nicht unbedingt sinnlos sein, eine gewisse Art von Unsinn ist eine scheinbar entgegengesetzte Form zur Logik, die oft paradoxe Gedanken enthält, welche die Realität fast so gut beschreiben, wie die oft triste „reale“ Beschreibung der Realität. Ich stütze mich dabei auf einen vom Linguisten Noam Chomsky zitierten Satz, ins Deutsche übersetzt: „Farblose grüne Ideen schlafen zornig“, als Beispiel für einen unsinnigen, aber grammatisch richtigen Satz. Logisch hat der Satz keinerlei Sinn, in der Poesie kann ein solcher Satz durchaus einen Sinn als Metapher haben - im übertragenen Sinne kann es „farblose grüne Ideen“ geben.
Viele meiner Texte beschäftigen sich mit dem Problem, ob und inwieweit wir über einen freien Willen verfügen. Ich füge dazu bewusst kein Zitat berühmter Philosophen und Neurophysiologen an, sondern ein Zitat der französischen Schauspielerin Jeanne Moreau, das mir gut gefällt:
„Freisein heißt, wählen zu können, wessen Sklave man sein will“
Diesen Satz muss man sich schon „auf der Zunge zergehen lassen“, weil darin sehr viel Wahrheit steckt:
„Freisein heißt, wählen zu können, wessen Sklave man sein will“
Für mich bedeutete Freiheit immer die Freiheit naturwissenschaftlicher Forschung und die Freiheit der Kunst.
(Version 5.5.2013)