Epilog

 
Wolkenstein (bei Völs, Südtirol) - © als PC-Grafik verarbeitetes Foto von Alfred Rhomberg

 

 

Epilog

 

Klagelieder verlassener Dörfer und Höfe

einzige Zeugen von Leben, Elend und Glück
sie verstummen nicht, solange es noch Ohren gibt
die sich den Klagen nicht verschließen –
und dann verstummen auch sie,
wenn Ohren nicht mehr hören wollen.


Die alte Bäuerin blickt mit ihren toten Augen in das Tal
die Augen werden brechen,
so wie der Einödhof in ihren Bergen
die Erinnerung ist längst zerfallen.

 

Eine Burg in Südtirol verbirgt vergangene Ritterpracht
von Festen, Kriegen und von Folter,
und schönen Damen, Troubadours und Minnesang
auch diese Lieder sind verstummt -
und selbst der Prinz, der Schlafende, erlöst aus seinen Träumen
ist tot.

 

Der letzte Goldgräber wusch den Sand -
das edle Gold war längst Vergangenheit,
nur seine Träume begleiten den, der grub und grub,
bis seine Träume nicht mehr leben wollten

 

Und eine ganze Stadt –
mit Menschen, die am Fließband ihre Träume schwinden sahen -
noch eben schmückten Limousinen die Garagen dieser Stadt und dann: 
die fleißigen Bänder wurden still und wollten nicht mehr fließen –
nur noch den wohlverdienten Ruhestand genießen,
auch als es nichts mehr zu genießen gab.


Gab es etwas?

 

Es gab etwas, das wir Leben nennen – aber Tod bedeutet.

 

 

 

(Version 23.9.2015)

 

Anm.: Der Epilog wird in leicht veränderter Form auch als "Epilog" in "10 Metamorphosen eines unvollendeten Suizids" (Alfred Rhomberg) in dem Kulturmagazin screenkollektiv.org verwendet.

 

 

 

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