Bisher hat es noch niemand gewagt !

 

Beispiele - (c) Alfred Rhomberg

 

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Die gezeigten Abbildungen sind kein Fahrschein für den Zug ins Land „Phantaaasien“ – sie sollen die zwei wesentlichen Probleme verdeutlichen, die beim Ausfüllen einer Fläche auftreten.

 

Problem 1: die Fläche des einen Bildes ist fast leer – was könnte in diese Fläche hinein passen, um sie auszufüllen?

 

Problem 2: Beim anderen Bild fehlt im Gegensatz ein schwarzer Quader und es wäre ein Leichtes – aber wenig phantasievoll, die Lücke mit dem einsamen Quader des oberen Bildes auszufüllen! Was bietet sich anderes an? Nothing of ingenuity!

 

Wer dies so erkannt hat, stellt sich mit dieser Erkenntnis ein Armutszeugnis aus – nämlich Phantasielosigkeit! Ich wollte diese Niederlage noch etwas hinauszögern (zumindest verschleiern), daher baute ich an der Stelle des fehlenden Quaders einen elektrischen Schalter mit den Bezeichnungen „on/off“ ein. So etwas weckt die Neugier und will betätigt werden. Vorläufig steht der Schalter noch auf „off“ aber schon die erste Besucherin der Ausstellung in der ich mein Bild präsentierte, fragte den Museumswärter (in den ich mich verkleidet hatte), ob sie den Schalter auf „on“ stellen dürfe.

 

Selbstverständlich, meinte ich (der Museumswärter), versuchen Sie es ruhig, bis jetzt hat es noch niemand gewagt. Die Besucherin zögerte und stellte sich vermutlich etwas sehr Verheißungsvolles – eventuell sogar Gefährliches vor – als Aufseher hatte ich die Erlaubnis zwar erteilt, jedoch mit einem gewissen warnenden Gesichtsausdruck.

 

„Was stellen Sie sich denn vor, was passieren könnte?“, fragte ich (als Aufseher).

„Es könnte so viel Unglaubliches passieren – z.B., dass das Licht ausgeht und frau/man völlig seiner eigenen Phantasie überlassen wäre – eine phantastische Idee!“

(wirklich interessant, dachte ich mir)

 

Inzwischen kamen immer mehr BesucherInnen und stellten mir (dem Museumsaufseher) stets die gleiche Frage, was passieren würde, wenn der Schalter betätigt würde.

Ich antwortete stets mit der stereoptypen Antwort: „Sie können das ruhig versuchen – ich weiß nicht was passiert – bisher hat es noch niemand gewagt!“ Und stets schloss ich sofort die Frage an: „Was würden Sie sich denn wünschen?“

Es ist unglaublich, wie viele Wünsche, Vorstellungen und Ängste der BesucherInnen auf mich einprasselten – bald konnte ich mir die Antworten gar nicht mehr merken und begann sie aufzuschreiben.

 

Jedes Museum hat irgendwann einmal Sperrstunde und niemand hatte es bisher gewagt, den Schalter zu betätigen, solange bis ich durch ein Glockenzeichen die definitive Sperrstunde einläutete. Ich grüßte die zahlreichen BesucherInnen höflich und verabschiedete mich von ihnen mit den Worten: „Vielen Dank für Ihren Besuch – bitte beehren Sie uns bald wieder“.

 

Dann nahm ich meine Bilder (das fast leere Blogbild und das Ausstellungsbild), begab mich in mein Atelier und begann die beiden Bilder nach den Vorstellungen und Vorschlägen meiner BesucherInnen zu ergänzen. Diesmal war ich der (nur mir selbst) eingestandenen Phantasielosigkeit noch einmal entkommen – ich malte alle Ideen der BesucherInnen auf geduldige Leinwände, wozu sich besonders das dem Beitrag vorangestellte Blogbildmotiv wegen des großen freien Platzes vorzüglich eignete.

 

Am nächsten Tag stellte ich die so ergänzten Bilder wieder im Museum aus. Viele der kunstinteressierten BesucherInnen kamen auch an diesem Tag wieder ins Museum und lobten meine neue Bilder mit großem Überschwang – alles was frau/man kennt, gefällt bekanntlich am meisten – viele erkannten in meinen Bildern sogar ihre eigenen Ideen wieder und fühlten sich verstanden. Auch die Kunstkritiker fanden wohltuend lobende Worte für diese Bilder – jedoch nur eines davon ging in die Kunstgeschichte ein – dasjenige, welches hier angehängt ist:

 

(2.6.2013)

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