Honolulu

 

Weiße Tauben auf der Wartburg/ Eisenach - © Foto Alfred Rhomberg

 

Ich wollte eigentlich niemals nach Honolulu reisen, obwohl es die Hauptstadt von Hawai und der 50-zigste Staat der USA ist. Warum? Weil ich das berühmte Lied „La Paloma“ und die meisten Interpreten dieser besonders im deutschsprachigen Raum zur Schnulze degradierten Habanera nicht ausstehen kann. Im Englisch-Unterricht hatte ich früher einmal gelernt, dass „La Paloma“ ursprünglich sogar von der letzten Königin Hawaii's lili’oukalani komponiert wurde, vielleicht stimmt das auch gar nicht – die Schule hat bekanntlich nicht immer recht - laut moderner Literatur kommen auch andere Täter in Frage. Der Friedenscharakter der weißen Taube, der in „La Paloma“ (die Taube) immer mitschwingt, kommt in dem Foto, das diesem Beitrag vorangestellt ist, besonders zum Ausdruck.

 

Nun war ich also in Honolulu-City und wusste nicht warum - man macht ja vieles aus Langeweile und als es mir dann dort sehr schnell auch zu langweilig wurde, flog ich sofort wieder nach Hause zurück, ohne mich weiter umgesehen zu haben. Daher wüsste ich jetzt auch nichts definitives über Honolulu zu berichten…wenn ich nicht zufällig auf dem letzten Stück der Heimreise, nämlich im Zug von Salzburg nach Wien, Herrn Novacek getroffen hätte, den ich bereits im Beitrag „Wladiwostok“ erwähnte und über den ich schrieb, dass man Menschen wie Herrn Novacek immer wieder begegnen würde. Nachdem er mir seine Lebensgeschichte nunmehr zum vierten Mal erzählt hatte, fragte er mich, ob ich Honolulu kenne, er sei vor einem Monat dort gewesen und würde mir gerne darüber berichten, wir könnten ja wieder wie schon einmal, in Krems aussteigen und in der Bahnhofsrestauration einen guten Grünen Veltliner trinken – das Deprimierenste an Honolulu sei leider gewesen, dass es dort keinen Grüner Veltliner gegeben hatte, ansonsten wäre alles hoch interessant gewesen. Ich wurde hellhörig und stieg mit Herrn Novacek in Krems aus – wo man sich langweilt ist schließlich egal. Eisenbahnzüge gibt es nicht, dafür ein hervorragendes Bussystem mit dem fantasievollen Namen "TheBus" bezeichnet. Hawai hat mindesten 4 große bekannte Universitäten (allein 3 in Honolulu) und einige Hochschulen und das bei nur 1,36 Mio Einwohnern in ganz Hawaii - da könnte sich Österreich etwas abschauen! Pizza Hawaii und Toast Hawaii gäbe es dort dagegen nicht, das seien deutsche Erfindungen, meinte Herr Novacek – und es gäbe halt keinen Grünen Veltliner. Nach dem 4. Glas Veltliner in der Kremser Bahnhofsgastwirtschaft verabschiedete ich mich von Herrn Novacek und fuhr mit der Bahn heim nach Wien. Im Zug hatte ich genügend Zeit über alles nachzudenken, z.B. was ich jetzt über Honolulu gelernt hatte – und so war die Reise nicht ganz umsonst gewesen.

 

Ob ich das alles bei einer weiteren Reise nach Honolulu überprüfen würde was mir Herr Novacek erzählt hatte, müsste ich mir allerdings sehr genau überlegen – denn „La Paloma“ steht einem solchen Vorhaben nach wie vor entgegen.

 

(18.6.2015)

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