Der Bodensee – 5 Erinnerungen

 

 

 

Bregenz - © Alfred Rhomberg

 

Der Bodensee ist ein „Stillgewässer“ mit Zu- und Abfluss durch Fließgewässer – aber der Bodensee ist mehr – er ist eine herrliche Oase inmitten dreier sehr unterschiedlicher Länder, die fast die gleiche Sprache sprechen und in manchen Dingen so unterschiedlich denken.

 

1. Erinnerung: ein Klassenausflug 1950 mit Abendblick auf den See nach der „Besteigung“ des Pfänders – nur 1064 m hoch - aber mit Blick auf 240 Alpengipfel (sagte der Lehrer) – und den See in dem sich die untergehende Sonne rotgolden spiegelte! Es war meine erste wirkliche Reise nach den sehr unerfreulichen kriegsbedingten Reisen als Bub zwischen Innsbruck, Hannover, Sachsen bis an die Grenzen Polens und ins damalige „Protektorat Böhmen“, sowie der abenteuerlichen Rückwanderung nach Tirol 1946, die mich fast das Leben kostete.

 

2. 1955: Teilnehmer an der Nobelpreisträgertagung in Lindau (nicht als Nobelpreisträger – sondern als Student der Chemie im 3. Semester). Abstecher nach Bregenz, die Mainau und Meersburg. Spargelessen in Tettnang. Persönliche Begegnungen und Gespräche mit Otto Hahn, dem Entdecker der Atomspaltung, Butenandt (Entdecker des Östrogens), Fréderic Joliot-Curie, Schwiegersohn von Mdme. Curie, Staudinger (Vorreiter der Polymerforschung), Hevesy (1943 Nobelpreis für Arbeiten über die Anwendung von Isotopen als Indikatoren bei der Erforschung chemischer Prozesse“). 

 

3. 1958: Teilnahme an der Nobelpreisträgertagung in Lindau (noch immer nicht Nobelpreisträger, sondern Student der Chemie im 9. Semester) – Wieder Begegnungen mit vielen Nobelpreisträgern (Chemikern und Physikern) – und erste Begegnungen mit Studenten aus der DDR, von denen jeder dritte ein Politspitzel war (das sagten zumindest die ostdeutschen Kollegen auf der Mainau, als sie sich in den Weiten der Blütenpracht unbeobachtet fühlten).

 

Anm.: Bei diesen Tagungen, die im Gegensatz zu heute, nur aus etwa 300 Teilnehmern (einschließlich der Nobelpreisträger und Studenten) bestanden, gab es viele Möglichkeiten zu unvergessenen persönlichen Gesprächen mit den Laureaten. Gemeinsames Frühstück in Lindau, die traditionelle Einladung auf der Mainau von Graf Bernadotte und ein Abschlussabend an welchem Studenten Nobelpreisträger ihrer Wahl als Tischgast auswählen konnten. Unsere kleine „Innsbrucker Gruppe“ wählte 1955 Prof. Joliot-Curie – nicht weil uns sein Arbeitsgebiet so interessiert hätte, sondern weil er „Kommunist“ war – für einen Tiroler nicht nur damals hinterfragenswert. Es stellte sich jedoch heraus, dass Professor Joliot-Curie nicht „gefährlich“ war – es gehörte damals für einen französischen Intellektuellen zum guten Ton, Kommunist zu sein und ebenso selbstverständlich war es, dass französische Intellektuelle (und Künstler wie Ives Montand) sehr schnell die kommunistische Partei verließen, als sich der Kommunismus in Ungarn 1956 (wie schon früher) von seiner unidealistischen Seite zeigte (siehe auch: Nobelpreisträgertagungen in Lindau - Begegnungen, Erinnerungen und Gedanken)

 

4. 2005: Tagesausflug nach Bregenz (noch immer kein Nobelpreisträger – wird auch nichts mehr daraus) – Erkundung der hübschen Oberstadt – schlechte und gute Erlebnisse in der Gastronomie - doch auch das schlechtere Erlebnis wurde zur angenehmen Überraschung: man verlangte keine Rechnung (in Tirol undenkbar!).

 

5. 2007: Besuch der Ausstellung von Modellen, Zeichnungen und Videoinstallationen des Schweizer Architekten Peter Zumthor in der von ihm erbauten Kunsthalle.

 

Neue Seebühne – schöne Architektur – schöner See!

 

Man kann dort atmen!

 

(Version 8.5.2013) 

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